Das knappe Wohnungsangebot, steigende Mieten und Immobilienpreise dämpfen den zuletzt hohen Zuzug in die Großstädte. Die Ballungszentren bleiben zwar insbesondere für Studierende und Berufseinsteiger attraktiv. Familien bevorzugen dagegen zunehmend das Umland der Großstädte. Bereits seit 2014 ziehen im Saldo mehr Inländer aus den Großstädten heraus – Tendenz steigend.
„Wer mehr Platz braucht, zieht immer häufiger ins städtische Umland. Diesen Trend beobachten wir seit 2014.“, sagt IW-Ökonom Dr. Ralph Henger, Autor einer neuen IW-Studie, in der 71 kreisfreie Großstädte mit den 330 sonstigen Kreisen verglichen wurden. Das Ergebnis: Während junge Deutsche und Ausländer zum Studieren oder Arbeiten in die Städte ziehen, verlassen wohnungssuchende Familien mittlerweile wieder häufiger die Zentren und ziehen ins Umland, wo mehr Wohnfläche weniger kostet.
Bei der Studie wurde ganz bewusst die Binnenwanderung der deutschen Bevölkerung betrachtet. Die sieben größten Städte verlieren demnach alle im Saldo deutsche Einwohner. Gerade dort hat die Stadt-Umland-Wanderung in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Am stärksten und längsten währt dieser Trend in den Städten mit hohen Siedlungsdichten und relativ geringer Neubautätigkeit im Verhältnis zum Bedarf wie etwa in München oder Stuttgart, die bereits seit dem Jahr 2013 Bevölkerungsverluste an Inländern hinnehmen müssen.
Ländlich geprägte Kreise mit schlechter Infrastruktur profitieren von der neuen Stadtflucht bisher kaum. Regionen mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und schlechter Breitbandversorgung schrumpfen ungeachtet des Trends weiter.
In Zukunft müsse es daher darum gehen, die Attraktivität der Regionen durch die richtige Mischung verschiedener wohnungspolitischer und infrastruktureller Maßnahmen wieder stärker zu harmonisieren. Hierzu gehört unter anderem die Ausweitung des Wohnungsangebots in den Ballungszentren als auch die verbesserte infrastrukturelle Versorgung des ländlichen Raums.
Download: IW-Kurzbericht 20/2019 „Immer mehr Menschen verlassen die Großstädte wegen Wohnungsknappheit“