Typische Bauweisen im Wohnungsbau

Als typische Bauweise im mehrgeschossigen Wohnungsbau überwiegt die Unikatproduktion. Fertigteilbauweisen, die im Einfamilienhausbau große Bedeutung haben, gewinnen im Mehrfamilienhausbau erst langsam Marktanteile. Die serielle Bauweise wird aktuell als eine schnelle Lösung für sozialen und bezahlbaren Wohnraum gesehen.

Handwerkliche Unikatproduktion

Bauweisen im Wohnungsbau
Überwiegende Bauweise im Wohnungsbau: handwerklich geprägt mit vielen Einzelgewerken auf der Baustelle (Foto: pixabay/Michael Gaida)

Mehrfamilienhäuser werden überwiegend in handwerklich geprägter Unikatproduktion auf der Baustelle mit einer Vielzahl (i. d. R. 10 bis 15) zu koordinierender Einzelgewerke errichtet. Trotz unbestreitbarer Kosten- und Qualitätsvorteile und höherer Terminsicherheit industrieller Bauverfahren, die vielfältige lohnintensive Arbeiten von der Baustelle in die automatisierte Vorfertigung verlagern (Fertigteilbauweise).

Fertigteilbauweise

Der Anteil der Fertighausproduktion bei Wohngebäuden mit einer Wohnung lag in Deutschland 2017 bei ca. 18 % (15,8 Tsd. der 86,4 Tsd. Wohngebäude mit 1 Wohnung), mit einer stark regionalen Abhängigkeit: Spitzenreiter im Vergleich der Bundesländer ist Baden-Württemberg mit einem Anteil von fast 31 %.

Dagegen war bei Wohngebäuden mit 3 und mehr Wohneinheiten (Mehrfamilienhäuser) der Anteil der Fertigteilbauweise 2017 mit 3,2 % deutlich geringer: Von 13,3 Tsd. Mehrfamilienhäusern mit 122,8 Tsd. Neubauwohnungen wurden 2017 lediglich 432 Gebäude mit 3.419 Wohneinheiten in Fertigteilbauweise errichtet. (Statistisches Bundesamt 2018 [1])

Massive, leichte, hybride Bauweise

  • massiv: Mauerwerk aus Ziegel, Kalksandstein, Porenbeton oder Leichtbeton; Stahlbeton
  • leicht: Holzbau, Stahl-Leichtbau, Trockenbau
  • hybrid: Die hybride Bauweise kombiniert massive und leichte Bauweisen, z. B. lastabtragende, aussteifende Betonfertigteile und Holztafel-Wandelemente mit Wärmedämmung für die Gebäudehülle.

Bauweise und Dacheindeckung eines Gebäudes sind auch entscheidend bei der Bewertung des Brand- und Schadensrisikos für Hausrat- und Gebäudeversicherungen. In Deutschland werden zu diesem Zweck Wohngebäude in fünf Bauartklassen unterschieden: Gebäude der Bauartklasse 1 (massive Außenwände aus Mauerwerk oder Beton und harte Dacheindeckung, z. B. mit Ziegel oder Schiefer) erhalten dabei das niedrigste Brand- und Schadensrisiko zugewiesen; Gebäude der Bauartklasse 5 (z. B. Außenwände aus Holzkonstruktion mit Verkleidung sowie vollständiger oder teilweiser weicher Dacheindeckung mit Holz, Ried, Schilf, Stroh o. ä.) dagegen das höchste Brand- und Schadensrisiko.

Fertigstellungen von Mehrfamilienhäusern nach überwiegendem Baustoff in 2017 in Deutschland
95 Prozent der Mehrfamilienhäuser wurden 2017 überwiegend in Massivbauweise errichtet. (Daten: Statistisches Bundesamt 2018)

Elementiert, modular, seriell

Die industrielle Vorfertigung ist beim Bau von Einfamilienhäusern, Wohnheimen, Schulerweiterungen, Kindertagesstätten und im Hallenbau bereits etabliert; im höherwertigen mehrgeschossigen Wohnungsbau dagegen (noch) nicht.

  • Die industrielle Vorfertigung (individuell oder seriell) umfasst die Produktion von massiven, leichten oder hybriden Elementen und Systemen (Modulen) als Unikate oder in hoher Stückzahl in dafür eingerichteten Werkhallen für die Montage auf der Baustelle:        
    • Elemente (vorgefertigte Bauteile): Wand-, Decken-, Boden-, Fassaden-, Dachelemente (bei Bedarf mit Versorgungssträngen für Wasser, Strom, Medien sowie Fenster, Rollläden, Sanitärinstallation, Heizung, Heizungsleitungen, Leerrohren, Wärmedämmung), Gauben, Balkone, Loggien, Lichtschächte, Wohnungstrennwände mit bereits fertig gespachtelten, geglätteten, versiegelten oder lackierten Oberflächen, Treppenanlagen und -häuser, Aufzugschächte etc.
    • Systeme mit vorgefertigten Modulen: Sanitärzellen, Fertigbadsysteme, Küchenmodule, Modulbaukästen für TGA-Anlagen, Raumzellen mit komplettem Innenausbau, Wohnungsmodule (bei Bedarf bereits mit Heizung, Elektro- und Sanitärinstallation, Bodenbeläge, Türen, Kücheneinrichtung, Einbaumöbeln ausgestattet) etc.
    • weitere Information: Vorfertigung im Wohnungsbau
  • Die Herstellung einer Vielzahl standardisierter oder individueller Wohnungen aus vorgefertigten Elementen und Modulen wird als serieller Wohnungsbau bezeichnet. Bei vielen ist die serielle Bauweise stigmatisiert mit typisierten Massenwohnungsbauten und monotonen Plattenbau-Siedlungen. Ein Blick auf die Automobilbranche mit ihrer kundenindividuellen Massenproduktion und der dort für den Erwerber üblichen, persönlichen Konfigurationsoption zeigt aber die Potenziale, die in einem individualisierbaren Geschosswohnungsbau auf Basis standardisierter Abläufe, mit digitalisierten Planungs- und Produktionsprozessen und einem hohen Grad an Vorfertigung bestehen.

Vorfertigung

Vorfertigung im Wohnungsbau

Weder Nutzung noch Gestaltung müssen durch industrielle Vorfertigung eingeschränkt sein.

Nachverdichtung

Nachverdichtung im Wohnungsbau

Aufstockung von Gebäuden und Schließung von Baulücken schaffen Wohnraum in begehrten Lagen.

Qualität sichern

Bauausführung und Qualitätssicherung

Baumängel frühzeitig erkennen und vermeiden durch eine Baubegleitung mit Sachverständigen